Abb. oben: Stettenstraße 20, 1883

     
 

Stettenstraße 20

Großbürgerliche Vorstadtvilla

Erbaut 1878/83

Beethovenviertel

 

 

Autorin: Alexandra Schmid

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"Villa suburbana"

Das Anwesen Hühnerstraße 20 (seit 1884 Stettenstraße 20) wurde 1878 außerhalb der ehemaligen Stadtbefestigung für den Privatier Jakob Hotz erbaut. Planung und Ausführung stammen vom damaligen Stadtbaurat Ludwig Leybold (1866-1891). Auf einer Grundstücksfläche von ca. 1000 qm errichtete Leybold eine zweigeschossige "Villa suburbana" im Stil ländlich-italienischer Villen der Renaissance. 1883 wurde das Anwesen um ein dreistöckiges Rückgebäude erweitert. Umbaumaßnahmen im Innenraum folgten, wie zum Beispiel ein neuer Eingangsbereich mit Treppenhaus an der Ostfassade sowie die Verlagerung der Küche in den neuen Gebäudeteil. Im Souterrain entstanden zusätzlich vier helle Wirtschaftsräume. Größere Umbaumaßnahmen, die das Erscheinungsbild bis heute prägen, erfolgten erst wieder in den 1970er Jahren. Anstelle von Walm- und Satteldächern befinden sich heute Flachdächer. Einstige Gesimse, Blendarkaden, Dreiecksgiebel und Stuckdekor mussten einer glatten Hauswand weichen.

 

Das Augsburger Westend – ein großbürgerliches Wohnviertel

Nachdem 1866 die Festungseigenschaft Augsburgs aufgehoben war, erfolgte im Zuge der Stadterweiterung unter Stadtbaurat Ludwig Leybold der Ausbau der Hühnerstraße als Teil des zwischen Klinkertor, Bahnhof und Theodor-Heuss-Platz angelegten Ringstraßennetzes. Westlich des ehemaligen Festungsgeländes entstand ein neues Wohnviertel für die großbürgerliche Oberschicht mit prächtigen Alleestraßen, privaten Vorstadt-Villen und repräsentativen öffentlichen Gebäuden. Durch die Verwendung des Formenrepertoire der Neorenaissance wurde die Hühnerstraße als einheitlicher Straßenzug gestaltet.

 

Zimmer zu vermieten!

Friederike Leybold – Kampf um die Existenz 1883 verkaufte Jakob Hotz die Liegenschaft an die Familie des Stadtbaurates Leybold. 1918 wurde Tochter Friederike Leybold alleinige Eigentümerin. Diese war zeit ihres Lebens alleinstehend und aus gesundheitlichen Gründen arbeitsunfähig. "Als Kind eines pragmatischen Beamten" sollte sie finanzielle Unterstützung von Seiten der Stadt erhalten. Der Unterhaltsbeitrag war jedoch trotz ärztlicher Bescheinigungen nicht gesichert. Aus ihrer wirtschaftlichen Notlage heraus vermietete sie alle Räume ihres Familienhauses, bis sie selbst nur noch ein Zimmer bewohnte, dessen Mietwert in den frühen 1940er Jahren 20 RM im Monat betrug. Kriegsbedingte Reparaturen ließen den Schuldenberg stetig wachsen. Unter dem Druck der Stadt musste sie eine Grundschuld von 10.000 RM aufnehmen, um weiterhin Unterhalt zu bekommen und das Anwesen in Familienbesitz halten zu können. 1962 verstarb Friederike Leybold mit 84 Jahren. Als Erbin hatte sie ihre Nichte Klara Krieger, geborene Leybold, eingesetzt. 1975 veräußerte diese die Villa an die Friseur-Innung Augsburg, die heute, mit Ausnahme einer Wohnung, das Gebäude als Schulungszentrum nutzt.

 

 

 

 

Verwendete Materialien

 

in Kürze!

 

Abbildungen

 

- Stadtarchiv Augsburg

- Alexandra Schmid

- Friseur-Innung Augsburg

- Architekturmuseum Schwaben

 

 

 

Literatur

 

Fürmetz, Gerhard / Nerdinger, Winfried / Wolf Barbara (Hg.):

Häusergeschichte(n). Augsburger Häuser und ihre Bewohner.

Augsburg 2009, S. 22-23.